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SSRQ FR I/2/8 121.6-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, IX. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Freiburg, Erster Teil: Stadtrechte, Zweite Reihe: Das Recht der Stadt Freiburg, Band 8: Freiburger Hexenprozesse 15.–18. Jahrhundert, par Rita Binz-Wohlhauser et Lionel Dorthe

Citation : SSRQ FR I/2/8 121.6-1

Licence : CC BY-NC-SA

Elsi Tunney-Schueller – Interrogatoire

1646 juillet 7.

  • Cote : AEF, Thurnrodel 14, p. 270–272
  • Date : 1646 juillet 7
  • Support d’écriture : Papier
  • Langue : allemand

Texte édité

ThurnLieu : , 7ten heüwmonats 1646Date : 07.07.1646

HrAbréviation großweibelÀ l’original : groß1, sampt dem ammanTerme : HeydtPersonne : unndt
weybell Hannßen WullingPersonne : .

Allß die gefangne Elsy SchullerPersonne : den herren großweybell ihme etwaß anzuzeigen beschickht, unndt den verlauff des mit herren Niclaußen ReynoldtPersonne : gehabten handelsTerme : der lenge nach erzehlt, sich auch deßwegen sehr erklagt, hatt bekhendtTerme : , do sie am mittwuchen vor dem letst verschinnen heimlichen sonntagDate : 18.06.16452 uß der statt nacher huß gueng, unndt sie sich im crützweg by St. Bartholomes cappellenLieu : gantz betrübt unndt bekhümmert befandt, daß sie einen schönen wolgestalten, einen soldaten gleichsehenden man mit grüenen grißletTerme : Ajout au-dessus de la lignea kleideren gesehen hab den oberen weg hinunder khommen. Der sie fründtlich angeredt unndt gefragt, wahrumb sie dergstalt bekhümmeret unndt trurig ußsehe. Dem sie geandtworttet: «Ach!Ajout au-dessus de la ligneb», sie habe woll ursach darzu, dan man ihren, als einer armen trostloßen unndt von der oberkheit verlaßnen wittfrauwenTerme : daß ihrig abgesprochen unndt darvon verstossen habe. Hierob er sie getröstet unndt vermeldetTerme : , sie solle nicht also trauren, er wölle ihren woll verhilfflich syn. Unndt wan sie alleß, waß sie in diser welt haben mag, verlassen unndt syn syn wölle, so wölle er sie ins [p. 271]Saut de pageFranckhrychLieu : führen unndt ihren daselbsten khein mangel lassen.
Uff dem hatt sie ihn angeschauwen unndt geandtworttet, sy wölle zwahr nit dahin ziechen unndt aber woll syn syn, jedoch mit gedingenTerme : , das er ihren nichts bößes anthüye. Do hatt er ihren alsdan gesagt: «So bist du dan myn.» Sie auch alßbald zu sich gezogen unndt mit der handt, so kalt war, durch c d–ihre gelöcherte kleiderAjout à la hauteur de la ligne–d am ruckhenTerme : griffen unndt gefaßt, nit wüssend, waß er ihren dardurch möchte angethan e unndt zu gefügt haben. Unndts alß sie ihr rosenkrantzTerme : hatt fallen lassen unndt sie sich in uffnemmung desselben nidergebuckht, hatt er f–sie mitCorrection à la hauteur de la ligne, remplace : ihren–f einem steckhen am ruckhenTerme : getroffen, darab sie khein sonderen schmertzen empfunden.
NachwerthsTerme : ist sy gantz weinend unndt betrübt ihr straaß gangen unndt underwegs dem FalckhenPersonne : von LitzestorffLieu : , der under einem krießbaumTerme : gantz trunckhenTerme : lag, angetroffen. Der alßdan sie angefragt, waß ihren prüsteTerme : , das sie dergestalt traurig unndt bekhümmert sye. Unndt sie geandtworttet, es sye wegen des mit angedütnem herrnÀ l’original : hrn ReynoldtPersonne : habenden handelsTerme : . Da sie aber zu ruckh gesehen unndt gäntzlichen vermeint, das der gesell oder soldat ihren nachgueng, ist sy ihres vermeinens beraubt unndt ihne nicht ferner gesehen, darab sy sich nit wenig verwundert. Das sy nit gewußt, wo er hinkhommen sey unndt also in ihr vorigen traurigkheit weinen unndt bekhümmernuß zu huß gangen. Da sie alßdan wider ihre khind3 unndt hußgenossenTerme : 4 dermassen angefangen zu fluchen unndt z’schwörrenTerme : (wie in gestriger bekhandtnußTerme : zu sehen), das ihren ein grußenTerme : ankhommen undt sehr kalt worden. Welliches sy ihrem herrnÀ l’original : hrn bychtvatterTerme : g–mit mitCorrigé de : mit–g wahrer rühwTerme : unndt leydt angezeigt, der ihren zu einer buß ufferlegt unndt befohlen, nacher EinsidlenLieu : ein farthTerme : zu verrichten. Sy sye des willens solcheh gebührlich [p. 272]Saut de pagevolnzuziechen.
Als man sie angefragt, ob sie zuruckhgemelten soldaten nit andere mahl gesehen, gespürt oder ihren etwanTerme : erschinnen sye, unndt ob sie nit wüsse, wär er sey, hatt gesagt, sie hab ihne nieh alß eben damahlen gesehen noch gespürt. Wüsse auch nit, wär er sye; habe auch nit uff desselben füß geachtet noch war genommen. Auch niehmahlen gesinnet, das es der böse geistTerme : sey, gott wölle sie darvon bewahren. Hatt endtlich nach langem geschwätz erhaltenTerme : , sie hab sich niehmahlen dem bößen feindtTerme : ergebenTerme : . Habe aber dem soldaten woll gesagt, sy wölle syn syn, so vehr er ihren nüt bößes anthüye. Wüsse unndt vermeine aber nicht, das es der teüffellTerme : gewesen sey. Sagt auch, sie habe niehmandt beleidiget noch machen zu sterben. Thut sich gott unndt mine gnädigen herrenÀ l’original : m g h gehorsambst empfehlen, mit underthänigster bitt, sie wöllendt ihren gnädig zu lassen unndt verwilligen, das sie ihre vom bychtvatterTerme : anbefohlne schuldige fahrtTerme : nacher EinsidlenLieu : volnziechen unndt verrichten möge.

Annotations

  1. Ajout au-dessus de la ligne.
  2. Ajout au-dessus de la ligne.
  3. Suppression : ein loch.
  4. Ajout à la hauteur de la ligne.
  5. Suppression : haben.
  6. Correction à la hauteur de la ligne, remplace : ihren.
  7. Corrigé de : mit.
  8. Suppression : ß.
  1. Gemeint ist Hans Rudolf VonderweidPersonne : .
  2. Heimlichen Sonntag nannte man in Freiburg den Sonntag vor St. Johannes dem Täufer (24. Juni). Am heimlichen Sonntag fanden die offiziellen Wahlen statt, um den Rat und die Ratsämter zu besetzen. Voir Utz Tremp 2005b, p. 39–45.
  3. Gemeint sind Annili TunneyPersonne : und ihr Bruder.
  4. Gemeint sind Maria Ruschwil-ClossnerPersonne : und Anna GötschmannPersonne : .