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SSRQ SG III/4 136-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Grafschaft Werdenberg, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Gams, von Sibylle Malamud

Zitation: SSRQ SG III/4 136-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Abkommen von Freiherr Ulrich Philipp von Sax-Hohensax mit Sennwald und Salez über die Einführung der evangelischen Religion

1565 Januar 6.

Freiherr Ulrich Philipp von Sax-Hohensax beurkundet ein Abkommen mit seinen Untertanen aus Sennwald und Salez, wonach fortan in ihren Kirchen reformierte Prädikanten amten und deshalb die Messe abgeschafft und die Kirchenzierden entfernt werden sollen. Dieses Abkommen soll auch nach seinem Tod in Kraft bleiben.

Der Aussteller siegelt.

  • Signatur: StASG AA 2 U 33a
  • Originaldatierung: 1565 Januar 6 (ann der hailligen dry küngs tag)
  • Überlieferung: Original
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 38.0 × 23.0
  • 1 Siegel:
    1. Ulrich Philipp von Sax-HohensaxPerson: , Wachs in Schüssel, rund, angehängt an Pergamentstreifen, in Leinensäckchen
  • Sprache: Deutsch
  • Editionen

  • Signatur: StASG AA 2 A 12-1-7
  • Frühere Signatur: StASG AA 2 A 12-1
  • Originaldatierung: ca. 1565 – 1600
  • Überlieferung: Abschrift (Doppelblatt)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Stadtschreiber von Zürich
  • Signatur: StAZH F II a 383 b, fol. 136r–v
  • Originaldatierung: 1618
  • Überlieferung: Abschrift (4 Blätter Inhaltsverzeichnis, 174 Folii) mit Ledereinband
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 20.0 × 31.0
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: StASG AA 2 B 001a, fol. 121r–212v
  • Originaldatierung: 1618 (ca.)
  • Überlieferung: Abschrift, Buch (bis 168 foliert, danach 21 Folii leer) mit Ledereinband
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.0 × 32.0
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: StAZH B I 256, fol. 606r–607r
  • Originaldatierung: ca. 1702 – 1709
  • Überlieferung: Abschrift
  • Sprache: Deutsch

  1. Ulrich Philipp von Sax-HohensaxPerson: tritt bereits nach der Trennung von seiner ersten Ehefrau zum reformierten GlaubenBegriff: über, um sich scheiden zu lassen und Regina MarbachPerson: heiraten zu können (SSRQ SG III/4 131-1). Als im November 1564Datum: November 1564 die beiden Pfarrstellen in SalezOrt: und SennwaldOrt: frei werden, stellt er auf Anraten von ZürichOrganisation: an seine Landleute aus Sennwald und Salez am 30. November 1564Datum: 30.11.1564 das Begehren, gleich ihrem Herrn den neuen Glauben anzunehmen, worauf die beiden Gemeinden dem Wunsch ihres Herrn Folge leisten. Ende Dezember schreibt Ulrich Philipp dem Kloster St. LuziOrganisation: , dem als Lehensherr die KollaturBegriff: der beiden Stellen zusteht, dass seine Untertanen keine katholischen Priester mehr wollen (BAC 531.02.04-16; siehe auch die Akten in StALU AKT A1 F1 SCH 395 Kirchenwesen und StAZH A 346.1.2). Die beiden Stellen werden am 8. Januar 1565Datum: 8.1.1565 von zwei Prädikanten aus ZürichOrt: besetzt (Aebi 1963, S. 20), im April 1566 sind jedoch beide Stellen vakant (StAZH A 346.1.2, Nr. 28).

    In den Anweisungen für seine Kirchgenossen zur Ausübung beider Religionen vom November 1565Datum: November 1565 weist Ulrich Philipp ausdrücklich darauf hin, dass jeder selbst entscheiden darf, ob er zur Messe gehen will oder nicht, die jeden zweiten Sonntag abgehalten werden soll (StAZH A 346.1.2, Nr. 28).

  2. Während die Leute in SennwaldOrt: und SalezOrt: auf Begehren ihres Herrn zum neuen Glauben übertreten, bleibt HaagOrt: , das zur katholischen Pfarrei BendernOrt: gehört, beim alten Glauben. Erst gegen Mitte des 17. Jh.Datum: 1640 – 1660 ist Haag endgültig reformiert. Zu Konflikten eines Herren von Sax-Forstegg mit den katholischen Kirchgenossen in Haag, der Pfarrei Bendern oder dem Kloster St. LuziOrt: wegen des Glaubens vgl. SSRQ SG III/4 146-1. Zur Geschichte der ersten und zweiten ReformationBegriff: in Sax-ForsteggOrt: vgl. Aebi 1963, S. 17–22; Staehelin 1958, S. 25–34; Staehelin 1960, S. 97–109; Sulzberger 1872.

  3. Zur Reformationszeit in Werdenberg-WartauOrt: vgl. SSRQ SG III/4 110-1, in Hohensax-GamsOrt: vgl. Kessler 1985, S. 46–47; Staehelin 1960, S. 105–109.

Editionstext


Ich, Ulrich Phylips, fryherr vonn der Hochenn SaxPerson: , herr zuo Sax, VorstegkOrt: unnd FrischennbergOrt: etcAbkürzung, thun khundt
mengklichenn unnd bekhenn hiemit dyssem brieff für mich, alle mine erben unnd nachkhomen, ouch eewig inhaber der herschafft VorstegkOrt: , das ich mich mit christenlicher vorbetrachtung, uß sonnderer liebe, wolbedachts sin unnd muotts mitt minen lieben
und gethrüwenn unnderthonnenBegriff: uß dem SenwaldOrt: unnd SaletzOrt: baiden gantzen gemainden guöttigklichen verthragen, veraingett
unnd verglicht habenn.
Namlich das ich unnd sy nunfürhin anstatt der meß inn denen zwo kilchenBegriff: SenwaldOrt: und SaletzOrt:
christelichen predicanttenBegriff: haben wellen, die unns das wortt gottsBegriff: nach lutt, wie es min gnedig herrn vonn ZürichOrganisation: inn irer statt unnd
lanndtschafft bruchenn, verkhündennd unnd der halben beid kirchennBegriff: der meßBegriff: unnd irer zierdenBegriff: rumen. Darmitt aber meine gemeltt
unnderthonnen die zwo gemainden nach minem thodBegriff: unnd abganngBegriff: nit harum hinder redtBegriff: mögennd werden, glich als ob sy sölichs one min,
als irer nattürlichen oberkaitt, wüßen unnd willen gethonn habenn, so hab ich inenn uß sonderer liebe unnd thrüw, so ich uß christenlichemBegriff:
yffer zuo inenn hab, dyssenn brieff zue urkhundt gebenn mitt aller ernnstlichen ermanung unnd befelchs, ouch min letster
wyll ist, das sy ernnstlich uff dysser angefanngner, gottselliger unnd christenlicher maynung blibenn unnd beharen wellennd.
So
aber ettwar sy vonn sölichem thrybenn welltte, er sye, wer er welle, so ist min ernnstlicher bevelchs, wyll unnd maynung,
das sy, ob ich schonn unnder dem bodenn lig unnd gott bevolchenn bin, darum nit vonn sölichen christenlichenBegriff: fürnemen abstanden,
sonnder mine gnedig, lieb herrenn vonn ZürichOrganisation: umb throst, hylff, schutz unnd schirmBegriff: annrueffennd, dennen ich unnd sy mitt eewigem
burgerrechtBegriff: verwanndt sind. Welche min gnedig, lieb herrenn ich ouch hiemitt zum aller unnderthönigistenn angruöfft haben wyll,
das sy minen vermeltten unnderthonenBegriff: schutz unnd schirmBegriff: harum gebenn wellenn, darmit das eewig unnd trostlich wortt
gottes
Begriff:
unnd sin eer dardurch gefürdertt werde.
Unnd wie woll dyßer brieff nun die zwo gedachten gemainden begrifft,
ist doch min will, das alle die, so inn der herschafft hochennBegriff: unnd nidern gerichtenBegriff: wonennd unnd sizennd, ouch hiemit begriffenn
sin söllennd.
Unnd des zuo warem unnd vestem urkhundt unnd sicherhaitt, so hab ich, obgedachter Ulrich
Phylips, fryherr vonn der Hochenn Sax
Person:
etcAbkürzung, min fry angebornn secrett unnd insigell offenntlichen henncken lassenn
ann dyssenn brieff, doch mir, minen erben unnd nachkhomen inn all annder weg one schaden, der geben
ist ann der hailligen dry künig tag, als man zaltt nach ChristiPerson: , unnsers erlössers, funnffzechennhundertt
sechszig unnd fünfftten jare
Originaldatierung: 6.1.1565
.

[Unterschrift:] aUͤP SAX
fryher
1565
|Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 16. Jh.:]
Bethreffennde die
zwo gemainden SenwaldOrt:
unnd SaletzOrt:
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 17. Jh.:]
Die annemmugAuffällige Schreibung deß heiligen evangeliumbsBegriff: berürende, aoAbkürzung 1565,
bingroßiert.
[Registraturvermerk auf der Rückseite:] No 33
Sakristey
truk: 39 L2 c

Anmerkungen

  1. Handwechsel: .
  2. Handwechsel.
  3. Streichung: No 23.